Mit Erfahrung aus dem Keller – genial oder verzweifelt?

09.02.2021

Die Rückrunde der Bundesliga ist in vollem Gange und seit Montagabend ist der Transfermarkt in Europa wieder geschlossen. Vor allem der FC Schalke hat mit der Verpflichtung von Klaas-Jan Huntelaar für eine echte Überraschung gesorgt, doch auch die Hertha hat sich mit Sami Khedira einen Routinier ins Boot geholt. Spieler, die die kriselnden Klubs umgehend aus dem Tabellenkeller führen sollen. Eine Strategie, die in der Öffentlichkeit nicht nur positiv betrachtet wird. Ob der Erfolg mit den Altstars zurückkehrt, muss sich erst noch zeigen.

FC Schalke 04 Quelle: Pixabay

Schalke mit begrenzten Mitteln

Auf Schalke ist natürlich klar, dass man den Kader aufgrund der finanziell angespannten Situation nicht nach Wunsch umbauen kann. Huntelaar kostete keine Ablöse und seine Fähigkeiten als Torjäger hat der 37-Jährige bei Ajax eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In elf Spielen erzielte er sieben Treffer. Dabei stand Huntelaar insgesamt nur 383 Minuten auf dem Platz. Die komplette Schalker Mannschaft hat im Vergleich dazu lediglich 15 Mal in 19 Spielen eingenetzt.

Der Konkurrenz im Abstiegskampf ist der Transfer des Altstars nicht entgangen. Aus Bielefeld kam sogar ein Seitenhieb von Sport-Geschäftsführer Samir Arabi. Derartige Transfers sind eben teilweise auch nur schwer zu vermitteln. Zumal mit Matthew Hoppe ein Spieler aus dem Nachwuchs derzeit richtig aufblüht. Durch Huntelaar könnten die Einsätze von Hoppe wieder weniger werden.

Es bleibt „nur“ bei Huntelaar

Zumindest ist es „nur“ bei Huntelaar geblieben. Der Niederländer wird Schalke finanziell mit seinem Gehalt nicht an die Schmerzgrenze treiben und im Sommer wird so oder so wieder Schluss sein. Hat man dann noch die Klasse gehalten, umso besser. Wie schwierig das wird, zeigt nicht nur der Blick auf die Tabelle. Auch bei den Bundesliga-Quoten bei bet365 hängt Schalke ganz unten. Die Chancen auf den Meistertitel stehen wieder für die Bayern (1,02) sehr hoch. Auch Leipzig (16,00) und Dortmund (50,00) werden Chancen zugesprochen (Stand: 08. 02.). Der Titel ist ohnehin nicht der Anspruch von Königsblau, doch dass man in dieser Saison so um den Klassenerhalt kämpfen muss und bereits zwei Trainer verschlissen hat, hätte auch keiner erwartet.

In Gelsenkirchen geht es jetzt einzig und allein nur um den Klassenerhalt. Dafür hätte man mit Rafinha fast noch einen weiteren gealterten Ex-Spieler verpflichtet. Sogar beim vor die Tür gesetzten Vedad Ibišević hat Schalke nochmal nachgefragt. Allein das zeigt die Verzweiflung und die schwache Transferstrategie des Klubs. Das bezieht sich nicht nur auf diese Saison. Schalke ist eine Mannschaft bestehend aus Individualisten, die das Schalke-Gen nicht verkörpern.

Genau deswegen könnte der Huntelaar-Deal doch der richtige Griff gewesen sein. Der Hunter kennt und lebt den Klub. Ebenso wie Sead Kolašinac, der ebenfalls in der abgelaufenen Transferperiode vom FC Arsenal zurückgeholt wurde. Zwei Spieler, die sich für die Knappen aufreiben. Sollte es mit dem Duo tatsächlich noch zum Klassenerhalt reichen, hat die Vereinsführung alles richtig gemacht. Man kann nur abwarten und hoffen.

Hertha setzt auf Khedira

Bei der Hertha gestaltet sich die Lage etwas anders. Der Hauptstadtklub hat einen dreistelligen Millionenbetrag dank Investorengelder in den Kader gepumpt. Der Erfolg lässt jedoch nach wie vor auf sich warten. Mittlerweile ist die Alte Dame sogar mittendrin im Abstiegskampf. Die Neuzugänge haben noch nicht gezündet. Der Mannschaft fehlt es an Ideen. Ob das dem Trainer geschuldet war, wird sich nach der Trennung von Bruno Labbadia zeigen. Die Nachfolge es ehemaligen Stürmers hat Pál Dárdai angetreten. Ein Trainer, den man nach ausbleibendem Erfolg nicht mehr viel zugetraut und in die Nachwuchsabteilung zurückgeschickt hat. Jetzt soll der Ungar der neue Heilsbringer sein, zusammen mit Khedira.

Hertha BSC Berlin Quelle: Pixabay

Der Weltmeister von 2014 wurde am Deadline Day von Juventus Turin geholt. Ablösefrei, da er bei den Bianconeri überhaupt keine Rolle mehr gespielt hat. In Berlin soll er nun der neue Chef im Mittelfeld werden. Genial oder einfach nur überflüssig? Die Hertha hat im Gegensatz zu Schalke keine Geldsorgen und hätte sich nicht unbedingt im Ü30-Regal bedienen müssen. Ein großer Name und viel internationale Erfahrung haben eben auch ihren Reiz. Ob Khedira sportlich weiterhelfen kann, immerhin liegt sein letzter Profieinsatz schon über ein Jahr zurück, ist fraglich. Im Gegensatz zu Schalke kann es in Berlin tatsächlich noch schlechter werden. Sollte das der Fall sein, wird man voraussichtlich den Gang in die zweite Liga antreten und den Khedira-Deal noch mehr hinterfragen. Auch hier gilt, hoffen auf bessere Zeiten und hoffen, dass man mit der Verpflichtung alles richtig gemacht hat.

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